Sal Gemmeum

[985] Sal Gemmeum.

Sal gemmeum. Sal fossile.

frantzösisch, Sel Gemme.

teutsch, Steinsaltz, gegraben Saltz.

Ist ein weisses und crystallines Saltz, das wie ein Stein oder als wie Felsen, in gar viel Gebürgen wächst; in Catalonien, in Polen, in Persien, in Indien. Wann dieses Saltz zerschlagen wird, so gläntzt es wie Crystall, und ist auch so durchsichtig. Gewisse Völcker in Indien, sagt man, welche an solchen Orten wohnen, wo gar kein Regen, oder doch nur selten fällt, sollen sich von diesem Saltze, das sie wie Steine zugehauen, durchsichtige Häuser bauen. In Ethiopien brauchen sie eine Müntze von diesem Saltze, die ist wie Täflein, eines Fusses lang und drey Zoll dick, formiret: ein iedes solches Täflein gilt 20. Sols frantzösischer Währung, das ist, acht Grosches unsers Geldes.

Das Steinsaltz schmeckt wie das Seesaltz, iedoch noch etwas schärffer. Es wird zu den Speisen gebrauchet.

Das Salzwasser in den Brunnen und Quellen in Franche Comte und Lothringen, bekommt eine Sole aus den Saltzbergen, durch welches es gelauffen ist. Dieses Wasser wird abgedämpfet, damit sie das Saltz draus bekommen mögen, welches sie in denenselben Landen eben dazu brauchen, wozu wir das Seesaltz brauchen.

Dem Vermuthen nach, bekommen die Wasser in der See ihre Saltzigkeit von dem Steinsaltze, wie ich hernach unter dem Titel Sal marinum sagen werde.

Aus dem Steinsaltze wird ein saurer Spiritus[985] destilliret, der dem Spiritus aus dem gemeinen Saltze gantz gleich ist.

Das Steinsaltz zertreibet, machet dünne, durchtringet alles, zertheilet, öffnet, laxiret, ist gut zur Colic und die Verstopfungen zu heben.

Das Steinsaltz wird dem indianischen Saltze, lateinisch Sal Indum genannt, zu Artzneyen substituiret und an seine statt genommen, welches ihrer etliche für eine Gattung Steinsaltz halten, andere aber für Zucker.

Sal gemmeum wird es genannt, weil dieses Saltz fast so schöne und so durchsichtig ist, als wie ein Edelstein.

Sal fossile kommt von fodere, graben, dieweil man in die Erde graben muß, wann man will dieses Saltz erlangen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 985-986.
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